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Was ist eigentlich Umwelt?

Wir hören und lesen viel von Umwelt.

Gerade in letzter Zeit ging es aufgrund des Klimawandels viel um Umweltschutz, um Umweltaktivismus für eine bessere Umwelt für uns und unsere Kinder. Die populären Schulstreiks richteten sich gegen Klimawandel, Umweltverschmutzung, Plastikmüll in den Meeren, Luftverschmutzung und ähnlichem.

Wir wurden aufgerufen und fühlten uns dazu berufen, einen achtsameren Umgang mit der Umwelt zu pflegen, am besten ganz in Gegenwärtigkeit.

Alle diese Bemühungen und Aktivitäten sind wertvoll und wichtig und aktuell diskutieren wir darüber, ob und wie die Umwelt von der "wirtschaftlichen Pause" profitiert und sich regeneriert und ob auch wir durch unsere berufliche und private "Pause" mehr Achtsamkeit und Gegenwärtigkeit entwickeln, wovon sicher nicht nur die Umwelt, sondern auch unser Umfeld und schlussendlich wir selbst gewinnen.

Eine meiner Klientinnen schrieb mir, dass der Himmel jetzt so blau ist und jemand anders berichtete über die Befriedigung, Kräuter einzupflanzen und die Erde an den Fingern zu spüren. So nimmt jeder seine Umwelt auf individuelle Weise wahr.

Aber es stellt sich die Frage: Was eigentlich ist die Umwelt?

Mich selbst muss ich als individuelle Welt sehen, um eine Umwelt sehen zu können. Denn nur, wenn ich selbst eine Welt bin, kann ich eine "Um-" Welt haben.

Das führt dazu, dass ich mich als getrennt von der Welt erlebe, nicht als zugehörig zu der Welt als Gesamtheit.

Auch stellt sich die Frage: Wer genau gehört zur Umwelt?

Sind es Tiere, Pflanzen, Erde, Steine oder auch Menschen? Sind es alle Menschen, oder nur die in meiner unmittelbaren Umgebung?

Und was heißt eigentlich Verschmutzung?

Ist es nur der Plastikmüll, die Luftverschmutzung; sind es nur unsere Taten, oder sind es auch unsere Gedanken, unsere Worte?

In den indianischen Kulturen, vor allem in Nordamerika, aber auch in vielen anderen alten Kulturen, wird die Erde und all ihre Wesen als heilig betrachtet. Es stellt sich nicht die Frage wer zur Erde gehört und wer nicht, sondern alles ist Teil von Mutter Erde. So wird es in vielen Schöpfungsgeschichten der indigenen Völker überliefert.

In seinem Buch "Anam Cara, Das Buch der keltischen Weisheit" hat der irische Philosoph John O‘Donohue darauf hingewiesen, dass auch nach keltischer Tradition, die uns hier in Europa vielleicht näher ist als die indigenen Schöpfungsgeschichten, der Mensch aus dem Lehm der Erde geschaffen wurde, also Teil der Welt ist. Weiter schreibt er sinngemäß, dass der keltische Geist keinen Dualismus kannte: Er trennte nicht, was zusammen gehört.

Daher stellt sich eigentlich nicht die Frage: Was ist unsere Umwelt und wie gehe ich mit ihr um - sondern eigentlich stellt sich die Frage: Warum erlebe ich mich getrennt von der Welt und warum gehe ich unachtsam mit etwas um, was eigentlich ich selber bin?

Deshalb möchte ich Sie ermuntern, einmal darauf zu achten, wieviel Schmutz und Dreck Sie sich selber zufügen, mit Ihren Gedanken, Worten und vielleicht auch mit Ihren Taten.

Wenn Sie achtsam, bewusst und behutsam mit sich selbst umgehen, dann können Sie das auch mit einer (Um-) Welt, die vielleicht gar nicht nur "um" Sie herum ist, sondern ein Teil von Ihnen und Sie von ihr.